Reviews A-Z
Home 
Über uns 
Reviews A-Z 
Konzerte 
Fotos 
Archiv 
Videos 
B-Board 
Umfragen 
Links 
Kontakt 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Künstler: The ocean

Album: Aeolian

Erscheinungsjahr: 2005

Anspieltipp: Une saison en enfer

Autor: Markus

Was passiert, wenn sich Mitglieder von Neurosis, Dillinger escape plan, Mastodon und Meshuggah nach dem höchst zweifelhaften Genuss mehrerer Medikamentencocktails zu einer rund fünfzigminütigen Jamsession verabreden?

Wer sich diese oder ähnliche Fragen bereits des öfteren gestellt hat, sollte jetzt hellhörig werden, denn das Ergebnis dieses unheilschwangeren Experimentes könnte seine ungefähre akustische Entsprechung in dem neuen „Aeolian“ betitelten Output der Berliner Formation The Ocean finden. Kolossale Gitarrenwände, äußerst variable hysterische Vocals, irrsinnige Breaks, technisches Drumming und hochkomplexe Songstrukturen – alles Versatzstücke, die ein Album auszeichnen, das auch nach dem zwanzigsten Hördurchlauf noch zentimetertief in den Wunden des Konsumenten wühlt, nicht zuletzt auf Grund der dargebotenen totalitären Zerstörungswut aber auch eine katharsische Wirkung entfaltet. The Ocean halten nichts von obsoleten Arrangements, verzichten auf gängige Strophe-Refrain-Strophe Schemata und kreieren zehn Kompositionen, die auch noch in zwanzig Jahren das Attribut extrem verliehen bekommen werden. „Aeolian“ ist blinde vertonte Wut, ertönt unbequem und schroff aus den Boxen, offenbart jedoch nach häufigem Hören regelrechtes Suchtpotential und darf als eines der besten Extrem Metal Outputs des noch laufenden Jahres bezeichnet werden.

Bis dem Konsumenten diese Tatsache jedoch bewusst wird, gilt es einen langen steinigen Weg zurückzulegen. Die ultraderbe Melange aus Death Metal und Hardcore, welche bisweilen durch psychedelische Elemente angereichert wird, dürfte selbst die Härtesten der Harten zunächst vor den Kopf stoßen. Die meist überlange Ausmaße annehmenden Kompositionen warten mit einer derart hohen Detaildichte auf, dass dem anfangs überforderten Hörer angst und bange werden kann. Zusätzlich gibt es auf „Aeolian“ gleich sechs (!) verschiedene Shouter zu hören, unter Ihnen solch illustre Gäste wie Tomas Hallbom (Breach), Nate Newton (Converge) und Sean Ingram (Ex-Coalesce).

Was sich hier eher nach Krachkollage als nach Kunstwerk anhört, erweist sich nach tief greifender Auseinandersetzung als ausgetüfteltes Sammelsurium genialer Ideen, welches trotz aller dissonanten Arrangements und jazzartigen Parts absolut fesselnd daherkommt und den Konsumenten tausend Mal mehr berührt als der nächste überflüssige Iron Maiden Klon. Als Beispiel für eine schlichtweg geniale Komposition sei an dieser Stelle Song Nummer 3 „Austerity“ genannt, welcher mit einem majestätischen Riff eröffnet wird, nach etwa einer Minute in frenetische Raserei umschlägt, im Laufe seiner zehnminütigen Spielzeit noch etliche Male das Tempo wechselt, ehe das Stück elegant und fast schon versöhnlich zum Erliegen kommt. Aber The Ocean können nicht nur ausufernde Kompositionen vom Stapel lassen, „Dead serious & highly professional“ ist eine auf den Punkt gespielte und teuflisch knackige Lärmattacke, die nichts als verbrannte Erde hinterlässt. Absolut grandios und mit nicht von der Hand zu weisenden Meshuggah Anleihen ausgestattet tönt „Une saison en enfer“ aus den Boxen, welches für The Ocean Verhältnisse schon fast Hitpotential zu Tage treten lässt, was man vom sechsminütigen, spirituell angehauchten Songmonster „Queen of the food-chain“ nicht unbedingt behaupten kann.

Fazit: „Aeolian“ ist ein höllisch intensives, hochkomplexes Album einer aufstrebenden Band geworden, die schon bald in einem Atemzug mit den eingangs aufgeführten Genre Vorreitern genannt werden wird. Zu The Ocean kann man Metal Blade Records wahrlich nur gratulieren.

 

[Home][Über uns][Reviews A-Z][Konzerte][Fotos][Archiv][Videos][B-Board][Umfragen][Links][Kontakt]

Copyright (c) 2004. Alle Rechte vorbehalten.

tobias.dohle@reviewlution.de